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1. Monat selbstständig Teil 2 Bürokratie?!

Zwischen Bürokratie und einzigartigen Begegnungen...

So oder so ähnlich wäre auch ein idealer Titel gewesen. Tatsächlich ist die Bürokratie eine große Hürde als Einzelpflegefachkraft.

Besonders wenn man seinen Klienten gerne die direkte Kassenabrechnung ermöglichen möchte.

Nachdem ich mir nun an diesem Tag also das 10. graue Haar heraus gezupft habe, ein Konzept für die Kasse zum 5. mal überarbeitet und versendet habe, ging es zu einigen Beratungsgesprächen.


Ehrlich, ich liebe die Beratung. Viel zu oft wissen die Menschen gar nicht was ihnen zusteht. Da hört man dann die abenteuerlichsten Geschichten über Pflegegelder und Leistungen.

Schuld ist unsere Bürokratie, die vielen verschiedenen Töpfe aus denen Gelder genutzt werden können und die völlig mangelnde Transparenz diesbezüglich.

Viele Angehörige pflegen Zuhause, allein auf weiter Flur.

Sie wissen dass es Leistungen und Gelder geben kann, aber manchmal sind sie einfach froh die Pflege neben der Arbeit noch irgendwie zu schaffen.

Die Nerven sich mit Papierkrieg zu beschäftigen haben manche dann einfach nicht mehr.

Natürlich, wir sind modern, fast alles geht auch online...manchmal klappt es ganz gut, häufig aber leider auch nicht.

Und überhaupt, was ist mit Lieschen Müller die im Jahr 2024 noch keinen Computer oder Smartphone besitzt?

Außerdem lebt sie mit ihrem pflegebedürftigen Mann allein und kann das Haus kaum verlassen, da er 24 Stunden beaufsichtigt werden muss.

Da gibt es keine Info Rundschreiben wie bei den Stromanbietern oder sonstigen Institutionen. Da wird man im System gerne vergessen...


In diesem 1. Monat habe ich Menschen getroffen, die ihre hoch dementen Eltern allein Zuhause versorgen und dennoch regelmäßig der Agentur für Arbeit begründen müssen, warum sie Job Angebote ablehnen...Ist es die mangelnde Kommunikation, mangelndes Verständniss, oder tatsächlich einfach Fachidiotie?


Herr P. pflegt seine beiden Eltern seit 3 Jahren allein Zuhause.

Ich habe in meinem Beruf selten jemanden kennen gelernt, der so gut mit der Demenz der eigenen Eltern umgehen konnte. Es war beeindruckend zu sehen wie gut sich jemand ohne Ausbildung, einfach durch sein Gefühl und Ruhe, in die Welt des Menschen mit Demenz versetzen konnte.

Ich spreche hier nicht von leichter Vergesslichkeit, sondern wirklich dem Zustand völlig desorientiert zu sein, selbst das eigene Kind nicht mehr zu erkennen.

Chapeau vor dieser Leistung, die genauso das obligatorische "Klatschen vom Balkon" verdient hätte...

Aber auch hier hätte das Klatschen wenig Sinn, dennoch habe ich klar zum Ausdruck gebracht wie toll ich den Umgang mit den Eltern finde. Ich glaube nicht das so etwas im allgemeinen viel Anerkennung bekommt.

Da kommen dann eher Sätze wie: "Also ich könnte das ja nicht."


Oft geht es in den Beratungsgesprächen auch darum, das man als Angehöriger manchmal einfach nicht weiß wie man mit manchen Situationen umgehen soll.

Was tut man, wenn die eigene Mutter oder der eigene Vater, oder das eigene Kind plötzlich sagen, sie wollen nicht mehr leben?

Was tut man, wenn sie plötzlich einfach nichts mehr essen wollen?

Wie soll man reagieren, wenn sie in Gesprächen nur noch wütend und verbittert klingen?

Wie soll man sie denn vernünftig pflegen, wenn sie einfach nicht mehr mithelfen?

Manchmal gibt es dazu ganz praktische Tips, Dinge die direkt versucht und GETAN werden können.

Manchmal können wir nichts TUN.

Manchmal können wir nur zuhören, da sein, oder einfach Ruhe gönnen.

Ich glaube als Angehöriger hat man immer das Gefühl irgendwas TUN zu müssen, dabei braucht es oft einfach weniger von allem.

Natürlich ist dies von Mensch zu Mensch und von jeder Situation individuell abhängig, meistens neigen wir aber dazu Zuviel zu wollen.


In diesem 1. Monat eigener Chef zu sein, habe ich mich unglaublich gut gefühlt.

Aber auch Zweifel säumen den Weg.

Ist man gut genug? Nehmen die Menschen das Angebot an? ....

Die Art der Pflegekassen, deren Haltung gegenüber Einzelkräften ist zum Teil nicht nachvollziehbar. Da frage ich mich manchmal doch, ob ich das Gesetz nicht richtig gelesen habe und schlage nochmal nach.

DOCH ich habe richtig gelesen. Aber ich frage mich ob Mitarbeiter mancher Pflegekassen es nicht gelesen haben?!

Denn diese behaupten steif und fest, noch nie von Einzelkräften gehört zu haben. Dementsprechend findet man kaum einen Ansprechpartner der wirklich klare Auskünfte erteilen kann.

Jammern über den Pflegenotstand braucht da keiner mehr. Jeden Klienten den ich über die Pflegekasse abrechnen möchte muss ich extra anmelden und auf die Zulassung warten.

Ein Pflegedienst beantragt einmal eine allgemeine Zulassung und darf dann jegliche Klienten versorgen.

Der Stapel an einzureichenden Unterlagen ist auf beiden Seiten groß. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin absoluter Verfechter von Qualität, ich schreibe auch für mein Leben gerne Pflegeplanungen, aber wenn ich das dritte Führungszeugnis an die gleiche Institution schicke und mir dann gesagt wird es bräuchte noch ein viertes weil die Bearbeitung so lange dauert...da hört es langsam auf witzig zu sein.

Es wundert mich nicht, wenn kaum Fachkräfte den Schritt in die Selbstständigkeit gehen. Bei so viel Bürokratie, die wohlgemerkt nur am Rande etwas mit Qualitätsicherung zu tun hat. Man stelle sich vor welche Bereicherung es für viele Klienten, Pflegedienste und Freiberufler wäre wenn mehr den Schritt gehen würden.

Alle könnten voneinander profitieren.


Leider ist das Denken oft ein anderes. Konkurrenzdenken an vielen Ecken, obwohl ich mich doch frage wie eine kleine Einzelkraft Konkurrenz zu größeren Unternehmen darstellen soll. Immerhin hat man allein keine Kapazitäten in dermaßenen Größenordnungen.

Ich denke doch es gibt mehr als genug Menschen mit Hilfebedarf. Vielleicht wäre es sinnvoller sich untereinander zu vernetzen und miteinander zu arbeiten, statt Flyer der "Konkurrenz" in den Mülleimer zu werfen.












 
 
 

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